Meine Erfahrungen mit Travelworks und Praktikawelten
Ich war jeweils einen Monat mit „Travelworks“ in Indien und einen Monat mit „Praktikawelten“ in Indonesien und habe dort an einem Freiwilligenprogramm teilgenommen. In diesem Bericht erzähle ich dir, ob es sich lohnt mit einem Work&Travel Veranstalter zu reisen, welche Vor,- und Nachteile man damit hat und ob so eine Reise etwas für dich ist.
Welche Vorteile hat es mit einem Veranstalter ein Freiwilligenprogramm zu buchen?
- Bis auf den Flug, welchen man selber passend buchen muss, ist die komplette Reise durchorganisiert. Der Veranstalter arbeitet mit einer Agentur zusammen, die sich vor Ort um dich kümmert, dich z.B.: vom Flughafen abholt, die Transfers innerhalb des Landes organisiert, deine Übernachtungen bucht und 24/7 als dein Ansprechpartner vor Ort ist.
- Du kannst in Länder reisen, in die du dich vielleicht alleine nicht getraut hättest.
- An diesen Programmen nehmen viele Leute aus der ganzen Welt teil und man findet sofort Anschluss, verbessert seine Englischkenntnisse und schließt Freundschaften.
- Neben dem Reisen tut man noch etwas Gutes und unterstützt soziale Projekte vor Ort und schafft Arbeitsplätze.
Welche Nachteile hat es?
- Die Reisen sind meist recht teuer. Man fragt sich natürlich, ob warum man fürs arbeiten bezahlen muss.
- Den positiven Effekt, den eine 2-3 wöchige Mithilfe in einem sozialen Projekt bringt, ist fraglich.
Warum ist die Teilnahme an diesen Projekten so teuer?
Mit dem Reisepreis muss einiges bezahlt werden z.B.: der Verwaltungsaufwand und die Marge des Veranstalters (Praktikawelten und Travelworks), das Personal der Agentur vor Ort die alles organisiert, die Transfers, die Ausflüge, die Übernachtung, das Essen usw.
Ich habe gelesen, dass auch die Projekte damit etwas unterstützt werden, wenn auch nur minimal.
Geht es auch günstiger bzw. ohne Veranstalter?
Wenn man selber viel reist, bereits als Backpacker unterwegs ist und Kontakte zu guten Agenturen bzw. Projekten vor Ort hat – natürlich. Mein Problem war, dass viele Projekte keine Freiwilligen nehmen, die weniger als 3 Monate bleiben. Für berufstätige wie mich schwierig. Auch ist es angenehm, einen deutschsprachigen, seriösen Ansprechpartner für alle Fragen vor der Reise zu haben.
Wie kann man sich auf die Reise vorbereiten?
→ Es ist wichtig, sich möglichst viel über das Land in das man reist zu informieren. Dabei helfen Reiseführer, Internetrecherche, Blogs und Erfahrungsberichte. Erkundigt euch auch was für die Menschen vor Ort wichtig ist, welche No-gos es gibt, was man über ihre Kultur wissen sollte, was man anziehen soll, was in dem Land erlaubt und was verboten ist usw.
→ Versucht euch beim Kofferpacken gut zu organisieren. Die meisten Projekte befinden sind in Ländern mit hohen Temperaturen und Luftfeuchtigkeit. Entsprechende Kleidung ist sehr wichtig. Nehmt nicht zu viel mit und besser einen Backpacker-Rucksack als einen großen Koffer. Nehmt eine kleine Reiseapotheke mit, ganz wichtig ist Mückenschutz und etwas für den Magen. Ein Mückennetz um über das Bett zu hängen kann nicht schaden, zudem Sonnencreme mit einem hohen Lichtschutzfaktor.
→ informiert euch über das Projekt in dem ihr arbeitet. Was könnte den Leuten vor Ort helfen? Wenn ihr z.B.: in einer Schule arbeitet nehmt Malstifte mit, Bilder und Ansichtsmaterial von eurem Heimatland. Nehmt auch ein paar Lernmaterialien mit z.B.: ein Wörterbuch, ein Lernbuch für kleine Kinder etc. Es werden auch Materialien vor Ort zur Verfügung gestellt aber meist begrenzt. Ich hatte z.B.: eine kleine Trommel und eine Handpuppe dabei, die sehr gut ankamen 🙂
→ Falls ihr bei einer Gastfamilie wohnt, besorgt ein Gastgeschenk.
→Ganz wichtig! Informiert euch über Einreisebedingungen (Visum) und die empfohlenen Impfungen.
Wie ist der grobe Ablauf einer Freiwilligen-Reise?
Man erhält bereits vor der Reise die Möglichkeit, mit den anderen Projektteilnehmern in Kontakt zu treten. Dadurch kann man seine Mitreisenden schon etwas kennen lernen und sich austauschen. Sämtliche Informationen und Details zur Reise erhält man vom Veranstalter per Post oder Mail und kann sich schon etwas einlesen.
Dann fliegt man in die Destination und wird am Flughafen von einem Vertreter der örtlichen Agentur abgeholt. Die erste Woche dient meist zum Kennenlernen des Landes. Man macht z.B.: Ausflüge zu Sehenswürdigkeiten, spielt Paintball im Jungle, reitet auf Elefanten, rauscht mit einem Flying Fox über die Wälder, besucht Märkte und macht Schnorcheltouren. Oft gibt es auch einen kleinen Sprach- und Kochkurs und ihr werdet auf euer Projekt vorbereitet. Übernachten werdet ihr in einfachen Hotels, Gästehäusern oder auch bei Gastfamilien zu Hause. Bei einer Gastfamilie zu wohnen gibt einem einen tollen Einblick in das Leben vor Ort. Man kocht z.B.: zusammen Tee, spielt landestypische Spiele mit den Kindern und bekommt viele Infos und Tipps zu Land und Leuten.
Danach fährt man in die Ortschaft in der die Projekte sind und bezieht dort seine Unterkunft. Meist teilt man sich das Zimmer mit einem oder mehr Mitreisenden.
Wie ist es im Projekt zu arbeiten?
Ich habe in Indien in einer Vorschule und in Indonesien in einer Realschule gearbeitet. In Indonesien war die Arbeit etwas einfacher, da die Schüler schon älter waren und etwas englisch sprachen. Ich habe dort viele Sprachübungen mit den Kindern gemacht, von mir und von Europa erzählt und in erster Linie die Schüler dazu ermutigt, englisch zu sprechen.
In Indien haben die Schüler so gut wie gar kein englisch gesprochen. Deshalb haben wir versucht, ihnen spielerisch etwas beizubringen z.B.: mit lustigen Sprachübungen, Singen, Tanzen, einfachen Aufgaben und Spielen.
Es war sehr herausfordernd, da es weder eine Tafel, noch Sessel oder Tische gab. Wir saßen auf dem Boden und hatten nur sehr wenige Hilfsmittel.
Wie lebt man als Volontär vor Ort?
Man schläft meist mit einer oder zwei anderen Volontären in einem Zimmer. Gegessen wird im „Camp“, in dem man auch verschiedene leichte Arbeiten übernimmt, z.B.: den Abwasch, Aufräumen etc.
Abends schaut man Filme, spielt Spiele, singt zusammen und erzählt. Im Camp treffen Leute aus der ganzen Welt zusammen, was das ganze noch spannender macht. Sobald jemand zum Gespräch dazu kommt der nicht deutsch spricht, sprechen alle englisch.
Hat man neben der Freiwillenarbeit auch noch Zeit das Land kennen zu lernen?
Die Projekte dauern meistens entweder einen halben Tag oder ein paar Stunden vormittags und ein paar Stunden nachmittags. Am Wochenende hat man frei. Seine Freizeit kann man selber gestalten. In Indien gab es z.B.: die Möglichkeit nach Agra zu fahren um das Taj Mahal zu sehen oder an einer Trekking Tour teilnehmen. Wir sind auch selber mal übers Wochenende mit dem Bus nach Dharamsala gefahren, die Ortschaft, in der der Dalai Lama im Exil lebt. Einer meiner eindrucksvollsten Ausflüge.
Würde ich wieder an so einem Projekt teilnehmen?
Da hauptsächlich sehr viele junge Leute an den Projekten teilgenommen haben (ca. 20 – 30 Jahre), fühle ich mich mittlerweile zu alt dafür :-). Grundsätzlich kann ich die Teilnahme an einem Freiwilligenprojekt, unter bestimmten Voraussetzungen, aber durchaus empfehlen.
Wann ist die Teilnahme an so einem Projekt etwas für mich?
- Wenn du an einem Freiwilligenprojekt teilnehmen willst aber nicht viel Zeit hast
- Wenn du mal in die Freiwilligenarbeit reinschnuppern willst um zu prüfen, ob das etwas für dich ist
- Wenn du alleine reist und gerne schnell Anschluss finden möchtest
- Wenn du ein Land richtig kennen lernen willst, abseits der üblichen Touristenpfade
- Wenn du Spaß an fremden Kulturen hat und offen bist
- Wenn du nicht empfindlich bist bei schlechten hygienischen Bedingungen und keine große Angst hast vor Insekten
Wann ist die Teilnahme an so einem Projekt nichts für mich?
- wenn du ein Projekt längerfristig mit deiner Arbeit unterstützen willst
- wenn du einen wirklichen Beitrag zur Verbesserung von Lebenssituationen leisten willst
- wenn du mit schlechten hygienischen Bedingungen, der Armut und sehr einfachen Unterkünften vor Ort nicht klar kommst.
Interessen an einem freiwilligen sozialen Jahr? Hier: www.fsj.at
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