48 Stunden in Lissabon
Im Dezember 2019 haben zwei Freundinnen und ich uns entschieden, Ende Februar 2020 einen Kurztrip nach Lissabon zu machen.
Warum fiel unsere Entscheidung auf Lissabon?
- es war noch keiner von uns da
- die Anreise dauert nicht allzu lange
- die Temperaturen sind im Februar ok
- die Stadt soll wunderschön sein
In meinem kurzen Reisebericht erzähle ich euch von meinen Erfahrungen mit der Hauptstadt Portugals, was sich meiner Meinung nach gelohnt hat anzusehen und ob die kurze Zeit gereicht hat.
Die „Lisboa Card“
Wir haben am Flughafen in Lissabon die Lisboa Card für 48 Stunden gekauft. Das Tourismusbüro für den Erwerb dieser findet man direkt in der Ankunftshalle des Flughafens.
Auch wenn alle 4 Schalter des Büros besetzt sind, muss man etwas Wartezeit mit einrechnen.
Die Karte kostet €34,- pro Person für 48 Stunden und ist im Scheckkartenformat erhältlich. Auch wenn man die Karte vorab online kauft, muss Sie vor Ort noch bei einer der ausgeschriebenen Stellen abgeholt werden. Man spart sich durch den online-Kauf deshalb nur ein bisschen Zeit bei der Bezahlung, der Preis ist immer derselbe.
Mit der Karte erhält man ein kleines Booklet mit allen inkludierten Sehenswürdigkeiten und ein Heftchen mit Discount-Kärtchen zum Rausnehmen.
Die Karte muss vor der ersten Nutzung mit Datum und Zeit beschriftet und hinten unterschrieben werden.
In den öffentlichen Verkehrsmitteln hält man die Karte einfach an die Automaten im Bus oder der Tram die durch einen „Pieps“ und ein grünes Licht das OK signalisieren.
Rentiert sich die Lisboa Card?
Finanziell rentiert sich die Karte, wenn man plant, viele der inkludierten Sehenswürdigkeiten der Stadt zu besichtigen und die öffentlichen Verkehrsmittel zu nützen.
Hier eine kleine Aufstellung für was wir die Karte genützt haben:
3 x Bus = ca. €4,50
2 x Straßenbahn – ca. €6,-
1 x Eintritt in das Hieronymuskloster in Belém – €12,-
1 x Fahrt mit dem „Elevador de Santa Justa“ = €5,30
Gesamt = €27,80 / 48h Karte €36,-
Die Karte hat sich zwar für uns nicht rentiert, allerdings haben wir durch die fast-lane vor dem Hieronymuskloster und den inkludierten öffentlichen Verkehrsmitteln viel Zeit gespart.
Wo haben wir gegessen?
Time-Out Market
Wir haben an beiden Tagen abends im Time-out Market gespeist. Es handelt sich um eine riesige Markthalle mit ca. 35 Essensständen; in der Mitte der Halle nimmt man an langen Tischen Platz. Von Sushi, bis zu italienischer Küche, traditionellen portugiesischen Speisen, Speiseeis und anderen süßen Köstlichkeiten, gibt es alles was das Herz und der hungrige Magen begehrt.
Alle Speisen werden direkt am Stand bestellt. Nach erfolgter Bezahlung erhält man ein kleines, rundes Gerät, welches man mit zum Tisch nimmt. Sobald das Essen fertig ist, blinkt und vibriert das Gerät als Hinweis, dass die bestellten Gerichte abholbereit sind.
Wir haben beide Abende bei „Confraria – Sushi do Mercado“ gegessen. Das Sushi wird sehr schön angerichtet und hat grundsätzlich lecker geschmeckt. Schade finde ich, dass viele Sushi Stückchen mit irgendetwas Frittiertem gefüllt und/oder mit einer Art Sauce beträufelt werden. Der Fisch wird teilweise kurz angebraten, was eigentlich nicht der Sinn von Sushi ist.
Experimentell ist gut, traditionell besser.
Richtig köstlich war der Avocado-Lachs-Reis Salat mit Edamame Bohnen am zweiten Abend. Der Lachs wird einfach mit ein bisschen Sesam bestreut, ansonsten wird der Salat komplett „natur“ serviert und kann mit etwas Sojasauce mariniert werden. Einfach köstlich und super gesund!
Als Nachspeise gab es ein nicht so gesundes, aber leckeres Eis bei „Gelato Davvero“. Es ist mir immer noch Rätsel, wie der Verkäufer es geschafft hat, 3 Kugeln Eis auf eine so kleine Tüte zu packen und dann noch eine Sahnehaube drauf zusetzten. Mit €3,70 nicht ganz billig, aber KÖSTLICH! Man musste es recht schnell essen, da die Kugeln sofort anfangen zu schmelzen. Das nächste Mal würde ich wohl eher nur eine Kugel nehmen oder einen Becher anstatt der Tüte.
Tiles Bar
Nachdem wir erst sehr spät in Lissabon gelandet sind und großen Hunger hatten, fanden wir unweit von unserer Unterkunft, in der Rua de S. Paolo 33 um 22:15 Uhr noch ein kleines Restaurant, dass von außen sehr hübsch aussah. Wir bestellten einen Burger mit Lachs, Mango und anderen Köstlichkeiten gefüllt. Dazu kamen Pommes im schnuckligen Eimerchen und ein Sauerrahm-Dip. Fantastisch!
Food-Tour „Treasures of Lisboa“
Ich habe die Tour über www.viator.com gefunden und fand die Beschreibung sehr ansprechend.
Treffpunkt war in der Altstadt Alfama um 10:00 Uhr. Wir waren eine kleine lustige Gruppe von ca. 10 Personen aus aller Herren Länder; die Tour wurde in Englisch geführt. Während des Spaziergangs durch die Altstadt wurde uns viel über das Leben in Lissabon berichtet, witzige Fun-facts erzählt und viele großartige Sehenswürdigkeiten gezeigt. Der Fokus der Tour war aber wie erwartet die Küche Lissabons, welche wir mit 14 verschiedenen Speisen und Getränken kosten durften. Bei der Tour werden ausschließlich lokale Familien unterstützt, was mir als Konzept sehr gut gefallen hat. Man möge mir verzeihen, dass ich mir die Namen aller Gerichte nicht merken konnte, aber dafür gab es einfach zu viele Köstlichkeiten und zu viel leckeren Wein.
Zum Frühstück gab es warme, köstliche „Pastel de Nata“ (kleine Puddingtörtchen), „Pastel De Feijão“ (Bohnentörtchen) und einen portugiesischen Kaffee. Danach servierte man uns Sardinen auf Brot, leckeren Tomatenreis und Ceviche mit Tomate. Des Weiteren gab es „Pastéis de Bacalhau“ (Stockfisch Pasteten), eine direkt im Feuer gebratene Wurst und köstlichen Schafskäse.
Zu trinken servierte man uns portugiesischen Weiß,- und Rotwein und zum Abschluss „Ginja“ – einen portugiesischen Kirschlikör.
Fazit:
Wir waren komplett begeistert von dieser Tour und generell von der Idee, eine „Food-Tour“ anzubieten. Es gibt viele Menschen, welche die Stadt, die sie besuchen gerne kennen lernen aber nicht unbedingt zig Jahreszahlen und langweilige Geschichte vorgebetet bekommen wollen. Wir lernt man ein Land besser kennen als durch seine Esskultur? Vielen Dank an die tollen Reiseführer die wirklich alles gegeben haben und uns mit viel Witz das Leben in der Stadt näher brachten. Zum Schluss haben sich die beiden noch viel Zeit genommen, um uns bei der weiteren Planung unserer Reise zu unterstützen. Weiter so!
Empfehlungen:
Ich empfehle bei dieser Tour etwas früher vom Hotel los zu gehen, um nicht wie wir 10 Minuten zu spät zu kommen. Der Treffpunkt ist mitten in der Altstadt Alfama und wenn man mit den Öffis hinfährt, muss man noch einige Schritte zu Fuß gehen.
Ganz wichtig! Nichts frühstücken! Wäre schade um den Appetit.
Sehenswürdigkeiten, die wir besucht haben
Das Mosteiro dos Jerónimos (Hieronymuskloster)
Dieses beeindruckende Gebäude steht im Stadtteil Belém und gehört zum UNESCO Weltkulturerbe.
Die Kalksteinfassade wurde kunstvoll verziert und bietet ein super Motiv für tolle Fotos. Vor dem Kloster liegt eine wunderschöne Parkanlage mit gepflegten Gärten und einem eindrucksvollen Springbrunnen.
Bei der Besichtigung des Klosters habe ich mich am meisten über den Erwerb der „Lisboa-Card“ gefreut. Die „Fast-lane“ spart einem viel Zeit und man freut sich sehr über die €12,- Eintritt die man damit nicht bezahlten muss.
Der „Torre de Belém“ (Turm von Belém)
Persönlich hätte ich auch gut auf das Wahrzeichen Lissabons verzichten können, es wurde uns aber erklärt, dass es dann so wäre, als würden wir auf den Eiffelturm verzichten, wenn wir in Paris sind.
Also hin zum Turm und ein paar Fotos gemacht. Der Turm kann auch von innen besichtigt werden, anscheinend würde es sich nicht unbedingt rentieren, dafür anzustehen.
Der „Padrão dos Descobrimentos“ (Denkmal der Entdeckungen)
Im Gegensatz zum Torre de Belém ein unglaublich beeindruckendes Gebäude. Das 1960 erbaute Denkmal ist ganze 56 Meter hoch und soll an das Zeitalter der Entdeckungen erinnern. Auf dem Bau in Richtung des Tejo blickend, stehen die Statuen berühmte Seefahrer wie Ferdinand Magellan und Pêro Escobar neben berühmten Historikern, Mathematikern und Forschern. Toll!
Der Elevador de Santa Justa
Dieser Personenaufzug befindet sich im Stadtzentrum von Lissabon und verbindet den Stadtteil Baixa mit dem Stadtteil Chiado. Diese Strecke lässt sich auch wunderbar und wesentlich schneller zu Fuß zurücklegen, die Fahrt mit dem Lift macht man nur für das Erlebnis selber. Da immer nur ca. 10 Personen im Lift mitgenommen werden, ist die Warteschlange dementsprechend lange. Wir haben ca. 30 Minuten gewartet, im Sommer ist die Wartezeit sicher wesentlich länger.
Die Fahrt selbst fand ich nicht sonderlich aufregend aber der Ausblick von oben ist die Warterei durchaus wert. Wer nicht grade an Höhenangst leidet, dem würde ich empfehlen, von der Aussichtsplattform noch die Wendeltreppe nach oben zu steigen. Der Ausblick von dort oben ist noch atemberaubender! Manchmal hatte ich das Gefühl, dass die Eisenkonstruktion unter meinen Füßen etwas schwankt. Wirklich nichts für schwache Nerven!
Die Alfama
Die Alfama ist die Altstadt Lissabons die auf Grund Ihrer Lage beim Erdbeben 1755 keine großen Schäden erlitt. Über enge Kopfsteinpflasterstraßen läuft man entlang von historischen Bauwerken und charmanten alten Häusern mit wunderschöner bunter Keramikfassade. Wer die vielen Treppen der Altstadt umgehen will, fährt mit der Straßenbahnlinie 28 bis zur Festung hoch und läuft die Straßen durch die Altstadt runter.
Unsere Unterkunft
Asul B&B
Über Booking.com habe ich dieses Frühstückshotel gebucht und war absolut begeistert von dem charmanten B&B. Das Hotel ist günstig gelegen, genau in der Mitte zwischen der Altstadt Alfama und dem Stadtteil Belém. 30 Minuten mit dem Auto vom Flughafen entfernt und nur wenige Gehminuten zu den nächsten Restaurants und Bushaltestellen.
Wir hatten ein Superior Familienzimmer für 3 Erwachsene gebucht. Das Zimmer war mehr als nur geräumig, mit einem dunklen Holzboden, großen Fenstern und einem französischen Balkon ausgestattet. Die Matratzen waren etwas durchgelegen, ansonsten gab es keinerlei Kritikpunkte. Alles war blitzsauber, im Bad gab es einen Fön und Duschgel, im Wohn/Schlafraum erwärmten 2 Heizkörper die etwas frischen Nächte im Februar. Das Frühstücksbuffet war ausgezeichnet! Frisch gepresster Orangensaft, Eier, Brot, diverse Sorten Marmelade, Joghurt, diverse Sorten Milch (Soja, Mandel etc.), ca. 7 Sorten Müsli – super! Habe ich für diesen Preis nicht erwartet. Wir zahlten pro Person €70,- für 3 Nächte inkl. Ortstaxe!
Die Kommunikation vor der Reise mit Pedro war tadellos, man erhielt immer sofort eine Antwort per WhatsApp. Die dazu gebuchte Abholung vom Flughafen hat ebenfalls super funktioniert, trotz unserer Flugverspätung.
Der Preis für den Transfer pro Strecke betrug €17,- vom Flughafen zum Hotel und €15,- vom Hotel zum Flughafen. Für ein normales Taxi bezahlt man ca. €20,-/Strecke.
Für dieses B&B gibt’s von mir 100% Weiterempfehlung!
Hier geht es zum Hotel: Booking.com
Was ich vor unserem Lissabon Besuch gerne gewusst hätte
- Lissabon ist sehr hügelig! Besonders für die Altstadt braucht man viel Energie und Ausdauer. Im Februar war alles recht gut machbar wenn man sich Zeit lässt aber ich kann mir vorstellen, dass man die gefühlt 1000 Stufen bei 35 Grad weniger gut meistert.
- Wer eine der vielen Food-Touren bucht, sollte auf keinen Fall Frühstücken! Höchstens einen schnellen Kaffee morgens!
- Sowohl Bus,- als auch Tramfahrer, werden sehr ungern nach dem Weg oder der richtigen Linie gefragt. Auch das Personal vor den Sehenswürdigkeiten glänzt nicht gerade durch Ihre Freundlichkeit. Auf Fragen wird meist genervt und patzig reagiert. Ich kann durchaus verstehen, dass man irgendwann genervt ist von den vielen Touristen, die einen ständig aufhalten und immer das gleiche fragen. Trotzdem finde ich so eine Art schade, schließlich bezahlt man 1. meist viel Geld für Eintritte und 2. verdient jeder Mensch eine normale Antwort, wenn er höflich fragt.
- Die Stadt ist so wunderschön und versprüht ungemein viel Atmosphäre! Diese prächtigen alten Bauten mit den Keramikfliesen aber auch die Neubauten sind so schön und farbenfroh. Umso schlimmer finde ich, dass scheinbar komplett Lissabon durch Graffiti verunstaltet wird. Das ist wirklich eine Schande! Ich verstehe durchaus, dass es schwierig ist Sprayer auf frischer Tat zu ertappen, hoffe aber, dass die Lissabonner Regierung einen Weg findet, diesen Vandalen Einhalt zu gebieten.
- Tram fahren ist schwierig. Wer eine Fahrt mit der tollen gelben traditionellen Tram machen möchte, braucht etwas Glück und/oder viel Geduld. Wir haben mehrmals versucht mit der „Eléctricos de Lisboa“ zu fahren aber leider ist sie entweder gar nicht stehen geblieben oder waren komplett überfüllt. Und das im Februar. Wer übrigens mit Bus oder Tram fahren will, muss kurz die Hand heben, um dem Fahrer zu signalisieren, dass man mitfahren will.
- Auch in Lissabon wird Karneval gefeiert! Unwissend gerieten wir in einen großen Faschingsumzug bei den ausschließlich junge Leute tanzten, feierten und sangen. Die Kostüme sind sehr einfach, die meisten Narren tragen einen einfachen Kopfschmuck und etwas Glitter im Gesicht. Wenn man gewollt hätte, hätte man auch sicher im Karnevalszug mitlaufen und etwas mitfeiern können.
Sonst noch gut zu wissen
Ältere Damen verkaufen auf der Straße oder direkt aus Ihren Wohnungen heraus Kirschschnaps an vorbeikommende Touristen, um Ihre Rente etwas aufzubessern. Im Nachhinein tut es mir ein bisschen leid, dass ich nicht zumindest einen „Stamperl“ getrunken habe.
Beim Spaziergang durch die Altstadt ist mir plötzlich aufgefallen, dass ich die ganzen 2 Tage nicht eine einzige Katze gesehen habe. Sehr ungewöhnlich für eine Großstadt. Nach etwas Recherche habe ich herausgefunden, dass die meisten Streuner in andere Stadtteile umgesiedelt wurden und dort als „Katzen-Patrouillen“ eingesetzt werden, um Ratten und Mäuse zu fangen. Keine schlechte Idee!
Und zu guter Letzt!
Grundsätzlich denke ich haben wir das Beste aus 48 Stunden in Lissabon rausgeholt. Ein weiterer Tag wäre schön gewesen, gerne hätte ich noch das Ozeanarium und den Park der Nationen gesehen. Aber…das ist nur einer der Gründe in diese fantastische Stadt zurück zu kehren!
Read in english: 48 hours in Lisbon – A short trip